‏ Luke 8

Welche dem Herrn folgen

Nachdem der Herr die Frau in Frieden ziehen ließ, sehen wir Ihn in Stadt und Dorf umherziehen, indem Er predigt und das Reich Gottes verkündigt. Es ist, als würde das Geschehen mit der Frau Ihn sogar zu diesem Dienst anspornen. Hier geht es um seinen Dienst mit dem Wort. Es ist nicht die Rede von Wundern und Zeichen, sondern von dem Wort. Der Herr predigt und verkündigt die gute Botschaft vom Reich Gottes. Er will durch sein Predigen Menschen zubereiten, die sich seiner Autorität unterwerfen. Auch die Zwölf sind bei Ihm. Sie sind bei Ihm in der Ausbildung und hören, wie Er predigt und verkündigt. Das sollen sie bald auch tun.

Die Zwölf hatte Er auserwählt, damit sie bei Ihm seien, aber nicht nur sie sind bei Ihm. Nach dem Bericht über die Frau im vorigen Kapitel hören wir hier von weiteren Frauen, die Frieden gefunden haben. Sie sind ebenfalls Kinder der Weisheit und Kinder des Reiches geworden. Sie folgen Ihm und dienen Ihm aus Liebe. Das Reich besteht aus Menschen, die Ihm aus Liebe dienen, denn es ist das Reich des Sohnes der Liebe des Vaters (Kol 1:13). Frauen empfinden oft besser als Männer, wer der Herr ist. Dass der Herr so viele Frauen in seinem Gefolge hat, macht auch deutlich, welch große Bedeutung Er ihnen beimisst.

Die Rabbiner hielten Frauen für minderwertig, unfähig, Religionsunterricht zu bekommen. Sie hatten zum Beispiel ein Gesetz aufgestellt, das dem Mann verbot, in der Öffentlichkeit mit einer Frau zu sprechen. Der Herr ist in Bezug auf Frauen völlig anders. Er schätzt ihre Liebe und ihren Dienst.

Einige Frauen werden mit Namen genannt. Als Erste Maria Magdalena. Sie ist dem Herrn besonders dankbar. Sie hat Ihn lieb, denn Er hat sie von sieben Dämonen befreit. Sie ist nun frei von der Gebundenheit und möchte nur bei ihrem Befreier sein. Es sind auch vornehme Frauen dabei wie Johanna, die Frau Chusas, eines Verwalters des Herodes. Sie wird als Frau des Verwalters von Herodes regelmäßig an dessen Hof sein. Sie hat die Leere des weltlichen Prunks gesehen. Nun gehört auch sie Ihm an, ebenso Susanna, von der wir nicht mehr als den Namen wissen, und noch viele andere Frauen, deren Namen wir nicht einmal kennen. Doch der Herr kennt jede von ihnen persönlich. Ihr Dienst besteht darin, dass sie Ihm ihren Besitz zur Verfügung stellen. Am wahrscheinlichsten ist, dass sie regelmäßig für eine Mahlzeit gesorgt haben.

Das Gleichnis vom Sämann

Durch sein Umherziehen ist der Herr sehr bekanntgeworden. Als sich aus allen Städten der Umgebung eine große Volksmenge bei Ihm versammelt, ist das für Ihn die Gelegenheit, das Gleichnis vom Sämann zu darzulegen. In diesem Gleichnis ist Er der Sämann. Im Bild des Sämanns macht Er deutlich, dass Er nicht länger bei seinem Volk Frucht sucht, sondern dass Er als der Sämann den Samen des Wortes Gottes in die Herzen sät, damit es Frucht bringt.

Das Bild vom Sämann ist für die Volksmenge ein alltägliches Bild. Sie kennen die Tätigkeit eines Sämanns. Ihnen ist auch bekannt, dass nicht aller Samen tatsächlich Frucht hervorbringt. So gibt es Samen, der an den Weg fällt. Der Samen wird zertreten oder von den Vögeln des Himmels gefressen. Es gibt auch Samen, der auf den Felsen fällt. Dort geht er zwar auf, doch nur für einen Augenblick. Er verdorrt schnell, weil felsiger Boden keine Feuchtigkeit aufnehmen kann. Wieder anderer Samen landet unter den Dornen. Die Saat geht zwar auf, aber die Dornen schießen mit auf und lassen die Saat ersticken. Es gibt auch Samen, der in gute Erde fällt. Wenn der aufsprosst, bringt er volle Frucht.

Als der Herr mit dem Gleichnis zu Ende ist, ruft Er der Menge zu, die Bedeutung des Gleichnisses herauszufinden und zu Herzen zu nehmen.

Warum Gleichnisse?

Seine Jünger haben offensichtlich Ohren, zu hören, denn sie wollen die Bedeutung wissen. Der Herr antwortet darauf, dass sie die Geheimnisse des Reiches erkennen dürfen, ihnen ist es gegeben. Das heißt, dass es Gottes Gnade ist, die ihnen mitteilt, was die Geheimnisse bedeuten.

Diese Geheimnisse haben es damit zu tun, dass Christus nach den Gedanken Gottes über das Reich Gottes regiert. Da Christus nun jedoch verworfen ist, kann das Reich nicht öffentlich und in Kraft aufgerichtet werden. Das Geheimnis besteht darin, dass das Reich trotz der Verwerfung Christi aufgerichtet wird, jedoch für die Welt unsichtbar, für den Glauben aber sichtbar. Das Reich ist nämlich überall dort, wo das Wort Gottes in die Herzen gesät ist, um dort Frucht zu bringen.

Um die Geheimnisse zu verstehen, muss man den Herrn selbst im Innern aufgenommen haben. Da die Jünger Ihm nachgefolgt sind und mit Ihm verbunden sind, können sie verstehen, worum es bei diesen Geheimnissen geht. Deren vollen Umfang verstehen sie in diesem Augenblick jedoch noch nicht. Das geschieht erst, wenn der Herr Jesus im Himmel ist und sie danach den Heiligen Geist empfangen haben. In den Jüngern sehen wir den Überrest, der deutlich von dem ungläubigen Volk unterschieden wird.

Auslegung des Gleichnisses vom Sämann

Der Herr Jesus sät das Wort Gottes. Er zieht umher, um es zu predigen und zu verkündigen. Überall, wo Er spricht, gelangt der Same des Wortes in einen bestimmten Boden. Wir lesen bei allen Sorten, dass sie das Wort „hören“. Doch es bringt nicht in allen Fällen Frucht. Der Same macht die Beschaffenheit des Bodens offenbar, in den es fällt. Der Same wird mit dem Hörer gleichgesetzt.

Der Herr spricht das Wort Gottes, und die, die an den Weg gesät sind, sind solche, die hören. Sie hören zwar, aber der Teufel kommt und nimmt das Wort von ihren Herzen weg. Daher glauben sie nicht und werden nicht errettet. Diese Hörer sind keine Frucht für das Reich. Solch ein Same – das bedeutet: solch ein Hörer – ist Simon aus dem vorhergehenden Kapitel.

Die zweite Samensorte sind solche, die auf den Felsen gesät sind. Auch diese Hörer sind keine Frucht für das Reich. Es scheint kurze Zeit so, als wären sie es. Sie hören das Wort und nehmen es mit Freuden auf. Das Wort Gottes führt jedoch nicht zuerst zu Freude, sondern zu Traurigkeit. Es tut im Gewissen zuerst die Arbeit eines Pfluges und zeigt dem Menschen seine Sünden.

Wenn diese Arbeit nicht geschieht, ist keine Wurzel da. Dann glaubt jemand für kurze Zeit, aber wenn der Glaubt erprobt wird, stellt sich heraus, dass gar kein Glaube da ist. Die Versuchung kann in Drangsal oder auch in Verführung bestehen. Solche geben ihr ursprüngliches Bekenntnis auf. Es hat nie ein lebendigmachendes Werk des Glaubens in ihnen stattgefunden. Es war nur eine äußere Angelegenheit.

Die dritte Art von Samen sind solche, die hören, aber zwischen den Dornen aufsprossen. Die Dornen überwuchern die Saat. Auch bei ihnen sieht es für kurze Zeit so aus, als würden sie Frucht bringen, aber es ist keine reife Frucht. Der Herr nennt drei Gründe, warum der Same nicht wirklich aufwachsen und zur reifen Frucht kommen kann. In erster Linie sind es Sorgen. Jemand kann in seinen Sorgen umkommen, während er sie doch zum Herrn hätte führen können. Das wäre der Beweis gewesen, dass der Same Frucht getragen hat. Im Gegensatz zu den Sorgen steht der Reichtum. Jemand kann auch dadurch so in Beschlag genommen sein, dass das Wort keine Frucht bringt. Er hat seinen Reichtum nicht dem Herrn gegeben. Drittens können die Vergnügungen des Lebens ein Grund dafür sein, dass das Wort keine Frucht bringt. Menschen hören das Wort, es hört sich für sie zwar gut an, aber sie gehen in alledem auf, was das Leben bietet. Der wahre Genuss ist für sie nicht das Leben, das der Herr gibt.

Schließlich ist da die gute Erde. Dabei geht es um solche, die das Wort hören und es mit dem Herzen aufnehmen und bewahren. Der Herr nennt solch ein Herz „ein redliches und gutes Herz“. Das Herz ist überzeugt davon, wer der Herr ist, und von der Wahrheit seines Wortes. Bei diesem Hörer ist eine Lebensverbindung zwischen seinem Herzen und dem Herrn entstanden.

In dem Gleichnis spricht der Herr von hundertfacher Frucht, die gebracht wird (Lk 8:8). Es geht hier um das Wort Gottes: dafür oder dagegen, alles oder nichts, hundertfache Frucht oder keine Frucht. Wo das Wort in einem ehrlichen oder redlichen oder überzeugten Herzen aufgenommen wird, entsteht Frucht und bleibt Frucht. Die Frucht entspricht dem Samen.

Die Frucht, die mit Ausharren gebracht wird, ist die Liebe zu Gott und dem Herrn Jesus. Die das Wort hören und bewahren, gehen mit Ausharren weiter, denn die Triebfeder ihres Handelns ist Christus. Wenn Schwierigkeiten kommen, wenn Enttäuschung da ist, sogar von Seiten der Glaubensgeschwister, gehen sie doch weiter, denn sie sehen auf Christus.

Das Licht muss ungehindert scheinen können

Frucht ist für Gott, Licht ist für die Umgebung. Daher spricht der Herr, nachdem Er über Frucht gesprochen hat, nun über das Licht. Das Licht ist ein öffentliches Zeugnis. Mit jeder wahren Bekehrung als Frucht des gesäten Wortes wird in dieser dunklen Welt eine neue Lampe angezündet. Aber so wie Sorgen und Reichtum die Saat des Wortes ersticken, kann das Licht nicht scheinen, wenn es abgedeckt wird. Das geschieht, wenn wir unserem Körper („Gefäß“) übermäßig Beachtung schenken oder unsere Bequemlichkeit suchen („Bett“). Das Gefäß kann auch von den täglichen Verrichtungen reden. Wir können so beschäftigt damit sein, dass aus unserem Zeugnis nichts wird.

Dass jemand durch das Wirken des Wortes Gottes eine neue Natur empfängt, reicht nicht aus. Gott richtet ein Zeugnis für sich auf. Wo eine Lampe angezündet wird, ist es nicht so gedacht, dass man sie abdeckt. Sie soll Licht geben, „damit die Hereinkommenden das Licht sehen“. Gott will, dass das Licht deutlich scheint. Es ist doch dazu da, damit man sehen kann.

Das Wort macht auch alles offenbar. Alles, was wir verborgen oder geheim halten wollen, wird einmal offenbar und bekanntgemacht werden. Wenn wir das Licht nicht offenbaren, wird der Herr das zu seiner Zeit tun. Darum ist eine Frucht des Wortes, dass wir nicht nur für andere scheinen, sondern auch selbst im Licht sind.

Wie wir hören, hat mit unserer Gesinnung zu tun. Was wir hören (Mk 4:24), hat mehr mit den Dingen zu tun, denen wir unser Ohr leihen, denn es gibt viel Vermischung von Wahrheit und Irrtum. Lukas sieht das Herz des Menschen an. Es ist nicht nur wichtig, was ich von einem anderen höre, sondern wie ich selbst höre. Durch meine eigene Haltung kann ich Gefahr laufen, einen Irrtum anzunehmen und mich von der Wahrheit abwenden. Der Fehler liegt nicht immer in dem, was ich höre, sondern kann auch in mir selbst liegen. Wenn wir nicht gut hören, weil wir eine schlechte Gesinnung haben, werden wir verlieren, was wir schon zu haben meinten. Wir sind dann kein guter Boden, und da ist keine Frucht.

Jemand hört beispielsweise von der Wahrheit sprechen, dass Christus für die Gemeinde kommt, und ihm wird klar, dass er zur Braut Christi gehört. Wenn er diese Wahrheit nicht in sein Herz aufnimmt und mit Gott darüber spricht, wird er das Kommen Christi nicht herbeisehnen. Er wird vergessen, dass er nicht zur Welt gehört, und die Wahrheit, dass Christus bald kommt, wird für ihn ihre Kraft verlieren. Die Folge wird sein, dass er in der Welt aufgeht, weil er diese Wahrheit nicht in Gemeinschaft mit Gott in seiner Seele festhält.

Die Verwandten des Herrn Jesus

Nachdem der Herr seine Belehrung über das Wort Gottes und seine Wirkungsweise gegeben hat, kommen seine Angehörigen zu Ihm. Er ist jedoch so von einer Volksmenge umringt, dass sie nicht an Ihn herankommen. Natürliche Beziehungen sind keine Garantie dafür, dass jemand Zugang zum Herrn hat.

Zuvor ließen sich vier Männer mit einem gelähmten Freund, die Glauben hatten, nicht von der Menge aufhalten, sondern suchten einen Weg, zu Ihm zu kommen, und das gelang (Lk 5:19). Die Angehörigen des Herrn machen sich diese Mühe nicht. Sie lassen Ihm eine Botschaft zukommen mit der Bitte, es zu ermöglichen, dass sie zu Ihm kommen können. Der Herr macht deutlich, dass seine wahren Familienbeziehungen sich nicht auf natürliche Verwandtschaft gründen, sondern darauf, ob jemand das Wort Gottes hört und tut.

Wenn wir gut hören, bringt uns das mit Christus selbst in Verbindung. Das Wort, das im Glauben aufgenommen wird und das Frucht für Gott bringt und den Menschen Licht scheinen lässt, bringt uns in eine enge Beziehung zu Christus.

Der Sturm auf dem See

Wir sehen in der Begebenheit vom Sturm auf dem See, dass der Herr mit seinen Jüngern in den sie umgebenden Schwierigkeiten und Stürmen zusammen ist. Diese Stürme und Schwierigkeiten sind das Teil der Jünger, weil sie sich in seinen Dienst gestellt haben. Er ist darin bei ihnen, obwohl es so scheint, als würde Er diesen Schwierigkeiten keine Beachtung schenken. Gott lässt diese Glaubensprüfung zu. Die Jünger sind um Christi willen und mit Ihm in dieser Lage, also ist Er bei ihnen. Die Macht des Herrn, um dessentwillen sie in dem Sturm sind, ist da, um sie zu beschützen. Sie sind mit Ihm in demselben Boot.

Lukas erwähnt nun wieder etwas, was „an einem der Tage“ geschah. Das sind die Tage des Sohnes des Menschen auf der Erde. Der Sohn des Menschen steigt in ein Schiff. Er benutzt die Beförderungsmittel, die alle Menschen benutzen. Er bewegt sich nicht auf wundersame Weise fort wie nach seiner Auferstehung.

Lukas unterstreicht die Verbindung zwischen Ihm und seinen Jüngern, wenn Er sagt: „… er und seine Jünger.“ Diese Verbindung kommt auch zum Ausdruck, wenn Er sagt: „Lasst uns übersetzen.“ Er verbindet sie mit sich und spricht von „uns“. So fahren sie gemeinsam ab.

Der Herr ist so wahrhaftig Mensch, dass Er an Bord des Schiffes einschläft. Er ist müde. Er vertraut so auf seinen Gott, dass Er ruhig weiterschläft, als ein Sturm sie überfällt und das Schiff voll Wasser läuft. Sie sind in Not, doch Er schläft. Wenn die Jünger klug wären, würden sie erkennen, dass alle ihre Segnungen auf dem Meister beruhen und dass ihre ganze Sicherheit von Ihm abhängt. Darum gibt es für den Glauben keinen Grund, sich zu fürchten. Er schläft ein, und Er lässt es zu, dass die Ereignisse ihren Verlauf nehmen. Was auch geschieht – das Schiff, in dem der Herr Jesus ist, kann für die, die bei Ihm sind, kein unsicherer Ort sein.

Die Jünger halten das jedoch nicht aus. Sie treten zu Ihm hin. Das ist gut. Dann wecken sie Ihn auf. Das war unnötig. Sie hätten beim Herrn ruhig Schutz suchen können in der Gewissheit, dass Er einen Ausweg schenken würde. Petrus hat das später getan, als er im Gefängnis war und schlief (Apg 12:6). Oft ist Schlaflosigkeit die Folge davon, dass man dem Herrn nicht vertraut, ein Mangel an Vertrauen, dass Er die Kontrolle hat und Ihm nichts aus der Hand läuft.

Nun wecken sie Ihn auf, weil sie fürchten, sie würden umkommen. Sie rufen: „Wir kommen um“, als könnte Er ertrinken. Weil das unmöglich ist und sie bei Ihm sind, werden sie also auch nicht umkommen. Dazu kommt noch, dass Er gesagt hat: „Lasst uns übersetzen an das jenseitige Ufer des Sees.“ Könnte irgendetwas, was Er gesagt hat, durch einen Sturm verhindert werden? Wenn Er etwas sagt, ist das die Garantie dafür, dass es geschieht. Er denkt an das Ende der Reise, wir schauen auf den Weg dorthin.

Ihr Rufen macht deutlich, dass sie keine Vorstellung davon haben, wen sie an Bord haben. Ihnen ist nicht bewusst, dass Er, der dort schläft, der ist, der nicht schläft und nicht schlummert (Ps 121:4). Wie verständlich ist ihre Reaktion für uns, und zugleich ist es eine Lektion, dem Herrn zu vertrauen, wenn wir wissen, dass wir mit Ihm unterwegs sind.

Auf den Hilferuf seiner Jünger wird der Herr aktiv. Er hätte den Wind und das Wasser auch im Liegen schelten können, doch Er steht auf. Dann geschieht etwas! Er schilt die Elemente. Das bedeutet, dass Satan hinter diesem Sturm steckt. So wie Krankheiten und Dämonen verschwinden, wenn Er sie bedroht, so gehorchen auch die Elemente und hören auf mit ihrem Wüten gegen Ihn und die Seinen. Die Folge ist Stille. Die Stille, die in seinem Herzen schon da war, überträgt Er auf die Schöpfung und auch auf die Herzen der Seinen.

Mit seiner Frage nach ihrem Glauben erteilt Er ihnen einen Tadel. Um diese Frage geht es für Nachfolger des Herrn. Ist Glaube an Ihn vorhanden, egal, wohin Er uns führt und was auch geschieht? Wenn Er Macht über die Umstände hat, was ist dann zu befürchten? Die Jünger sind voller Ehrfurcht vor seiner Majestät und verwundern sich über Ihn. So versetzt der Herr auch uns mehr als einmal in Erstaunen über seine wunderbare Rettung in Situationen, wo wir keinen Ausweg sahen.

Ein Besessener kommt auf den Herrn zu

Sie setzen ihre Schiffsreise fort und kommen in das Land der Gadarener. Die Lage wird näher bezeichnet als das Land, „das Galiläa gegenüberliegt“. Der Herr geht dorthin, um einen armen Besessenen aufzusuchen und ihn zu befreien. Nachdem wir die Not der Jünger gesehen haben und wie Er sie daraus errettet hat, sehen wir in dieser Begebenheit die Not eines einzelnen Menschen und wie Er ihn daraus befreit.

Die Not der Jünger hatte mit ihrem Dienst für den Herrn zu tun. Sie hatten Ihn in ihrer Not bei sich. Es ging nur darum, Ihm zu vertrauen. Die Not des Mannes in der folgenden Begebenheit ist völlig anders. Er hat keinerlei Beziehung zum Herrn und ist vollständig in der Gewalt Satans. Als die Jünger in Not waren, riefen sie zum Herrn um Hilfe; der Mann schreit, dass er nichts mit Ihm zu schaffen haben will. In beiden Fällen erweist der Herr seine Macht und bringt Errettung.

Als sie aus dem Schiff gestiegen und an Land gegangen sind, erwartet Ihn mit seinen Jüngern nicht gerade ein herzlicher Empfang. Aber für die Jünger bedeutet das weitere Belehrung. Nachdem sie in dem Schiff die Macht der Naturelemente erlebt haben, kommen sie nun in ein Gebiet, wo der Satan Herr und Meister ist. Aus der Stadt kommt Ihm ein Mann entgegen. Es ist nicht einfach ein Mann. Lukas beschreibt einen Menschen, der vollständig in der Gewalt Satans ist.

Der Mann läuft ohne jede Selbstachtung und ohne jedes Schamgefühl nackt herum. Er wohnt auch nicht in einem Haus, sondern in den Grabstätten, dem Bereich des Todes. Er kann auch nicht normal sprechen. Als er den Herrn sieht, fällt er vor Ihm nieder. Er spricht laut aus, dass es zwischen ihm und dem Herrn überhaupt keine Verbindung gibt. Wohl anerkennt er seine Macht, ihn zu richten, und bittet den Herrn, ihn nicht zu quälen, denn er weiß, dass dies das Gericht ist, das ihn erwartet.

Die Stimme des Mannes ist die Stimme der Dämonen. Die Dämonen haben so Besitz von diesem Mann ergriffen, dass die Worte, die sie äußern, ihm zugeschrieben werden. Der Herr ist hierhergekommen, um Menschen aus der Macht Satans zu befreien. Er befahl dem unreinen Geist, der unter anderem die Ursache dafür war, dass der Mann schamlos nackt herumlief, von ihm auszufahren. Aber der Geist ist nicht nur unrein, er ist auch gewalttätig und stark. Es ist ein Geist, den Menschen nicht zähmen können und den gar keine menschliche Kraft binden kann. Man hatte oft versucht, den Mann zu bezwingen, indem man ihn mit Ketten und Fußfesseln band. Es war alles vergeblich, denn er zerriss die Fesseln. Unablässig wird er von dem Dämon in die Wüsteneien getrieben.

Die Dämonen in die Schweine

Der Herr will, dass der Dämon sich offenbart, und fragt nach seinem Namen. Der Dämon antwortet, dass sein Name Legion sei, denn er ist nicht allein, sondern viele Dämonen sind mit ihm in den Mann gefahren. Wie es so weit kommen konnte, steht nicht da. Es ist eine Warnung, uns dem nicht zu öffnen, was von Satan kommt. Wenn er einmal Zutritt zu einem Menschen hat, wird er versuchen, volle Kontrolle über diesen Menschen zu bekommen. Ein unreiner Geist kann langsam aber sicher Besitz von jemandem ergreifen, wenn er sich beispielsweise auf Pornographie einlässt. Jeder unreine Gedanke und jedes unreine Bild muss bekannt und verurteilt werden, sonst hat der Teufel ein Packende.

Die Dämonen wissen, dass der Herr die Macht hat, sie in den Abgrund zu senden. Darum flehen sie Ihn an, das nicht zu tun. Sie machen Ihm den Vorschlag, sie in die Schweine fahren zu lassen. Er erlaubt das. Das ist keine Nachgiebigkeit seinerseits, sondern Er gebraucht die Dämonen, um über das Böse der Bewohner dieser Gegend das Urteil zu sprechen. Sie sind genauso unrein wie die Schweine, die sie halten. Zugleich offenbaren die Dämonen ihren Drang zur Selbstzerstörung.

So wie der Wind und der See Ihm gehorchen, tun das auch die Dämonen. Was mit den Schweinen geschieht, ist ein Bild davon, was mit den Juden geschehen wird. Wenn später heidnische Mächte kommen, um die heilige Stadt in Besitz zu nehmen, werden sie sich in unerklärlicher Verblendung in den Kampf werfen und sich abschlachten lassen. Das ist die Folge ihrer Verwerfung des Herrn Jesus.

Reaktion der Menschen in Gadara

Die Hüter der Schweine ergreifen die Flucht. Sie haben die Kontrolle über die Herde vollständig verloren. Sie erzählen überall in der Umgebung, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, was geschehen ist. Sie geben einen Augenzeugenbericht, denn sie haben es ja mit eigenen Augen gesehen. Ihr Bericht veranlasst alle, die es hören, auch zu gehen und zu sehen, was geschehen ist.

Als sie zum Herrn kommen, finden sie dort den Menschen, der ihr Gebiet immer so unsicher gemacht hatte, in völliger Ruhe zu seinen Füßen sitzen. Er ist nicht mehr nackt und auch nicht mehr wahnsinnig. Sein Körper ist bekleidet, und sein Geist ist gesund. Hier sehen wir, was die Gnade in einem Menschen bewirken kann, der kurz zuvor noch völlig in der Macht Satans war. Das müsste doch wohl ihre Herzen treffen. Was sie mit ihren Fesseln nicht erreicht haben, das hat die Gnade Gottes in Christus getan.

Aber auf die Menschen, die das sehen, wirkt sich das so aus, dass sie Furcht haben. Dann berichten die Zeugen von der Errettung des Besessenen. Sie haben gesehen, wie der Herr die Dämonen von ihm austrieb und wie sie in die Schweineherde fuhren und die Herde umkam. Statt von der Heilung des Besessenen beeindruckt zu sein, bestürzt sie der Verlust ihrer Herde. Der Herr hatte ihre Herde zugrundegerichtet. So jemanden, der ihren Besitz geraubt hat, sind sie lieber los, als reich zu sein. Sie wollen Ihn nicht. Die Gesellschaft des Besessenen hatten sie ertragen, die Gesellschaft des Herrn ertragen sie nicht. Er solle doch gehen. Ohne ein Wort zu sagen, steigt der Herr wieder in das Schiff und kehrt nach Galiläa zurück.

Der Auftrag

Es ist verständlich, dass der Mann, den der Herr befreit hat, bei Ihm bleiben möchte. Aber der Herr entlässt ihn. Schön ist das: Er entlässt ihn. Er hat jedoch einen Auftrag für ihn. Er sagt dem Mann, er solle in sein Haus gehen, wo er nicht gewesen war, seit er besessen war und in den Grabstätten wohnte. Dort kann er seiner Familie zeigen, wie verändert er ist, und erzählen, was ihm widerfahren ist. Das ist das Einfachste, was jeder tun kann, den der Herr aus der Macht Satans befreit hat. Dieser Auftrag gilt auch uns.

Der Herr sagt dem Mann, er solle erzählen, „wie viel Gott“ an ihm getan hat. Der Mann erzählt jedoch „wie viel Jesus“ an ihm getan hat. Für ihn ist klar, dass der Herr Jesus Gott ist. Er erzählt seine Geschichte nicht nur zu Hause, sondern in der ganzen Stadt. Sie wollten den Herrn nicht bei sich haben, aber in seiner großen Gnade sendet Er ihnen doch einen Zeugen. Das geschieht seit seiner Verwerfung immer noch. Wir sind in die Welt gesandt, aus der Er weggegangen ist, weil sie Ihn verworfen hat, und sollen davon Zeugnis geben, was Er an uns getan hat.

Jairus bittet den Herrn

Als der Herr zurückkehrt, wird Er herzlich empfangen. Alle erwarten Ihn. So wird der Herr in Zukunft in Wahrheit von seinem Volk empfangen werden. Nun geschieht es noch wegen seiner Wohltaten und nicht aus ihrer Sündennot heraus, aber die Haltung ist wunderschön. Erwarten auch wir Ihn? Er kann jeden Augenblick kommen, denn Er hat gesagt: „Ich komme bald.“

Ein Mann löst sich aus der Menge. Es ist Jairus, ein Synagogenvorsteher. Als solcher ist Jairus ein führender und vornehmer Jude, der eng mit dem Gesetz verbunden ist. Aber er ist kein Gegner des Herrn Jesus. Im Gegenteil, in seiner Not wendet er sich an Ihn und fällt Ihm zu Füßen.

Jeder sieht ihn in dieser Haltung, aber er schämt sich deswegen nicht. Er bittet den Herrn, in sein Haus zu kommen. Das ist die Weise, wie ein Jude Heilung erwartet. Er erwartet, dass der Messias dahin kommt, wo er wohnt. Bei dem heidnischen Hauptmann haben wir einen größeren Glauben gesehen, denn er glaubte an die Kraft des Wortes des Herrn (Lk 7:7).

Jairus hat Not um seine einzige Tochter. Sie ist zwölf Jahre alt und liegt im Sterben. Dass sie im Bereich des Gesetzes aufgewachsen war, konnte nicht verhindern, dass sie nun im Sterben liegt. Jairus wendet sich nicht vergeblich an den Herrn. Umdrängt von der Volksmenge, macht Er sich auf den Weg zum Haus des Jairus. Der Zustand des Mädchens zeigt den Zustand des Volkes. Das Volk liegt im Sterben, und der Herr ist gekommen, um das Volk gesund zu machen.

Die blutflüssige Frau

In der Volksmenge ist noch jemand, der eine Not hat. Es ist eine Frau, die sich versteckt gehalten hat. Sie hat zwölf Jahre lang unter Blutverlust gelitten. Das machte sie unrein (3Mo 15:19-27) und unfähig zum Gottesdienst. Die Frau durfte nicht vom Friedensopfer mitessen. Sie war davon ausgeschlossen, und das schon seit zwölf Jahren.

Im Zusammenhang mit dem Lebensalter der Tochter des Jairus – sie war ja zwölf Jahre alt – zeigt sich, dass das Volk während seiner ganzen Geschichte, von Anfang an, unrein war. Die Tochter bildet den Zustand ganz Israels vor. Der Herr sich aufgemacht hat, um dem Volk Leben zu geben. Die Frau bildet den Einzelnen aus dem Volk vor, der aus der Menge heraustritt, um jetzt schon aufgrund des persönlichen Glaubens Heilung zu finden.

Das Leben sickerte langsam aus ihr weg. Sie hatte ihren ganzen Lebensunterhalt ausgegeben, um von ihrem Leiden geheilt zu werden. Keiner der Ärzte, die sie aufgesucht und bezahlt hatte, um gesund zu werden, hatte ihr helfen können. Sie besitzt keinen Cent mehr und hat keine Hoffnung auf Besserung. Ihr bleibt nur eine Chance: Christus.

So ist es unzähligen Menschen ergangen, die alles versucht haben, um Frieden für ihre Seele zu finden. Sie haben ein Vermögen ausgegeben, aber es hat ihnen keine innere Ruhe verschafft. Sie haben alles getan, aber statt Ruhe zu finden, ist die Ruhelosigkeit nur größer geworden – bis sie in ihrer Not mit dem Herrn Jesus in Berührung kamen. Als sie Ihm ihr Leben anvertrauten, fanden sie Ruhe.

Die Frau bleibt in der Menge, aber sie schafft es, so nahe an den Herrn heranzukommen, dass sie die Quaste seines Gewandes berühren kann. Sobald sie das getan hat, merkt sie, dass sie geheilt ist. Der Fluss des Blutes hört sofort auf. Es ist nur eine Berührung, und das am untersten Teil seines Gewandes, aber sie empfängt den vollen Segen, weil sie es im Glauben tut. An der Quaste des Zipfels unten am Gewand war eine himmelblaue Schnur befestigt (4Mo 15:38). Sie hat sich tief gebückt, um sich an den Himmel zu wenden, wovon die himmelblaue Schnur spricht.

Sie rührte den Herrn von hinten an, aber Er will sie in seine Gegenwart bringen, von Angesicht zu Angesicht. Er will sie wissen lassen, dass Er mit ihrer Heilung ganz einverstanden ist. Es sieht jetzt ja so aus, als habe sie sich die Heilung erschlichen, aber in Wirklichkeit ist die Ursache die Berührung im Glauben. Darum sagt Er: „Wer ist es, der mich angerührt hat?“

Als alle das leugnen, versuchen Petrus und andere, dem Herrn deutlich zu machen, dass seine Frage unlogisch ist. Wie kann Er nur so etwas fragen! Die Volksmengen umdrängen Ihn. Viele haben Ihn angerührt. Es ist sicher so, dass jeder, der direkt um Ihn war, Ihn angerührt hat, aber das waren keine Berührungen, die im Glauben geschahen.

Der Herr fragt nicht weiter, sondern sagt dann, dass Ihn jemand angerührt hat. Es war nicht das Gedränge der Volksmengen. Das geschah völlig unbeabsichtigt. Die Berührung, die Er gemerkt hat, war eine bewusste Berührung, eine Berührung im Glauben daran, wer Er ist. Jemand hatte in wirklichem Glauben Zuflucht zu Ihm genommen, wie schwach dieser Glaube auch war.

Durch das Drängen der Menge ging keine Kraft von Ihm aus. Das war nicht die Weise, wie der Herr heilte. Solches Drängen nützt nichts, um Segen von Ihm zu empfangen. Doch der Gläubige, der nahe bei Ihm ist und Ihn – wie zaghaft auch – anrührt, empfängt immer Segen von Ihm.

Dann gibt die Frau sich zu erkennen. Zitternd kommt sie zum Herrn. Sie fällt vor Ihm nieder und berichtet, während das ganze Volk zuhört, warum sie Ihn angerührt hat und dass sie sofort gesund geworden ist. Die Frau gibt vor dem Volk ein gewaltiges Glaubenszeugnis über den Herrn Jesus und seine Macht.

Nachdem sie öffentlich die ganze Wahrheit gesagt hat, erhält sie vom Herrn die Sicherheit der Vergebung ihrer Sünden. Er gebraucht mit Absicht das Wort „Tochter“, weil Er damit seine Zuneigung zu ihr zum Ausdruck bringt, um ihr Furcht und Unruhe wegzunehmen. Dann schenkt Er ihrer Seele, was nur Er geben kann: Frieden. Was für eine Freude wird es auch später für sie gewesen sein, sich an die Worte zu erinnern, die Er zu ihr gesprochen hat. Er hat ihr seine Garantie gegeben, indem Er sie tröstete, als sie so furchtsam war. Er hat ihren Glauben anerkannt, wie schwach der auch war, und hat sie schließlich mit einer Botschaft des Friedens entlassen. Das ist mehr wert als die Heilung des Körpers.

Die Tochter des Jairus gestorben

Jairus, der als Erster zu dem Herrn kam, empfing nicht als Erster den Segen. Der war für die Frau, die sich unterwegs an den Herrn wandte. So ist es mit Israel, von dem Jairus ein Bild ist, und mit den Gläubigen aus den Völkern, von denen wir in der Frau ein Bild sehen können. Der Herr war unterwegs, um Israel zu heilen, aber sein Volk verwarf Ihn. Das hat den Weg geöffnet, die Völker zu segnen. Das ist die Zeit, in der wir jetzt leben.

Der Herr ist jedoch auch bereit, Israel zu heilen, sogar wenn das Leben völlig daraus verschwunden ist. Nach der Zeit des Segens für die Völker kommt Er zurück, um Israel zum Leben zu erwecken. Das zeigt der Fortgang der Geschichte, wo wir den wirklichen Zustand Israels sehen. Israel ist nicht nur krank, sondern tot. Christus besitzt jedoch Auferstehungsleben in sich selbst.

Freude und Erlösung bekommen wir nur durch den Glauben an seine Person, an die göttliche Kraft in Ihm, an die Gnade, die kommt, um diese Kraft auszuüben. Auch die Juden, die in ihrem Glauben so lange widerspenstig waren und so lange versucht haben, den Namen dessen auszurotten, der sich durch solche Aussagen Gott gleich machte, auch sie werden dennoch ihren verworfenen Messias als ihren Herrn und ihren Gott erkennen, und ihre verdorrten Gebeine werden leben (Hes 37:1-10). Schließlich wird ganz Israel errettet werden, es wird blühen und knospen und die Fläche des Erdkreises mit Früchten füllen! (Jes 27:6). Diese Verheißung ist in der Auferweckung des kranken und dann gestorbenen Mädchens enthalten. Er, der damals ihrem Vater befahl, sich nicht zu fürchten, sondern zu glauben, wird diese Verheißung, die Er einst gegeben hat, erfüllen.

Die Begebenheit enthält auch vieles, was uns in unserem persönlichen Glaubensleben ermutigt. Der Herr ist auf der Erde, um allen Menschen die Gnade Gottes kundzutun. Von dieser Gnade dürfen auch wir in uns aufnehmen, indem wir die Lektionen aus diesen Begebenheiten auf uns anwenden.

Während der Herr noch redet, kommt jemand vom Synagogenvorsteher und bringt ihm eine Nachricht. Seine Tochter ist gestorben. Auf die Nachricht folgt auch noch gelassen die Äußerung, der Meister brauche also nicht länger belästigt zu werden. Als ob wir Ihm lästig werden, wenn unserer Meinung nach nichts mehr zu retten ist. Wenn nach unserer Beurteilung der Situation nichts mehr zu retten ist, kommt es gerade auf Glauben an. Das antwortet der Herr, als Er den Bericht hört.

Er hatte sich auf den Weg zum Haus des Jairus gemacht, um dessen Tochter zu heilen. Dann kann es nicht so sein, dass durch einen „zufälligen“ Aufenthalt nichts mehr daraus wird. Der Herr kennt den schwachen Glauben und beruhigt Jairus zunächst mit einem „Fürchte dich nicht.“ So kommt Er auch unserem schwachen Glauben entgegen. Was für den schwachen Glauben ein Hindernis zu sein scheint, dass Er Rettung geben kann, wird Er gebrauchen, um desto deutlicher seine Macht der Gnade zu zeigen. Die Macht seiner Gnade zeigt sich am meisten, wenn die Situation am hoffnungslosesten ist. Nach dem „Fürchte dich nicht“ sagt der Herr, dass Jairus tun soll, was übrigbleibt, wenn die Situation völlig hoffnungslos ist. „Glaube nur.“ Damit sagt Er: „Setze dein Vertrauen ganz auf mich.“

Die Tochter des Jairus auferweckt

Der Herr kommt in das Haus. Er lässt nur die drei Jünger, die mit Ihm auf dem Berg waren, mit hineingehen, zusammen mit dem Vater und der Mutter des Mädchens. Sie dürfen Zeugen davon sein, wie Er sie zum Leben erweckt. Für die drei Jünger wird es im Blick auf ihren späteren Dienst für den Herrn wieder eine besondere Ermutigung sein. Der Vater und die Mutter dürfen auch dabei sein, denn Er will das Kind sofort wieder ihrer Fürsorge anvertrauen. Sie haben ihre Fürsorge dadurch bewiesen, dass sie seine Hilfe erbaten.

Es sind auch Menschen da, die nur den Tod sehen, aber die stehen vor der Tür. Er sagt ihnen, sie könnten aufhören zu weinen, denn das Mädchen sei nicht gestorben, sondern schlafe. Für Ihn ist der Tod ein Schlaf, aus dem Er jemanden aufwecken kann. Wo Er ist, muss der Tod weichen. In der unmittelbaren Gegenwart des Herrn ist auch noch nie jemand gestorben. Doch diese Menschen, die um das Mädchen weinen und klagen, sind beim Hören seiner Worte wie ausgewechselt und fangen an zu lachen und zu spotten. Sie lachen Ihn aus. So wenig begreifen diese Menschen von der Macht Gottes. Sie haben keinen Blick für die Kraft des Lebens, die in Ihm ist.

Der Herr antwortet ihnen nicht, sondern ergreift sie bei der Hand. Dann ruft Er und spricht: „Kind, steh auf!“ Er ruft, denn sie soll aufwachen. Er spricht, denn seine Worte erwecken sie zum Leben. Das Mädchen hört die Stimme des Sohnes Gottes, und ihr Geist kehrt in sie zurück und sie wird lebendig (Joh 5:25). So wie der Blutfluss sofort aufhörte (Lk 8:44; 47), so ist auch hier sofort Erfolg da. Es ist kein Prozess des Wachwerdens. Sie steht sofort auf.

Aber die Fürsorge des Herrn geht weiter, als ihr Leben zu geben. Er gebietet, ihr zu essen zu geben. Sie hat viel gelitten und muss wieder zu Kräften kommen. Es ist auch wichtig für jeden, der neues Leben bekommt, dass er zu essen bekommt. Das neue Leben muss mit gesunder geistlicher Kost genährt werden. Das ist in erster Linie das Wort Gottes.

Die Eltern, die so in der Sphäre des Gesetzes gelebt und ihr Kind mit dem Gesetz erzogen haben, sind tief beeindruckt von der Gnade des Herrn. Alle ihre guten Absichten waren darauf gerichtet, dass ihr Kind leben sollte, aber sie mussten feststellen, dass das einzige Ergebnis der Tod war. Nun haben sie sich jedoch an jemanden gewandt, der Gnade erweist, und sie haben für ihre Tochter das Leben bekommen.

Gnade ist immer etwas, was bei denen, die in einer gesetzlichen Sphäre leben, bewirkt, dass sie außer sich geraten oder sich entsetzen. In Verbindung mit seinem Dienst will der Herr, dass dieses Wunder geheim bleibt, denn man muss Ihn annehmen aufgrund des Zeugnisses, das Er Herz und Gewissen gibt. Die Auferweckung der Tochter des Jairus ist eine zeitlich begrenzte Sache, wenn auch voller Lebenskraft. Sie ist ein beiläufiges Ereignis. Die Zeit, die von allgemeinem Segen gekennzeichnet sein wird, ist noch nicht da. Darum gebietet der Herr ihnen, niemandem zu sagen, was geschehen ist. Wenn man Ihn nicht annimmt, wenn man es ablehnt, sein Wort anzunehmen, dann ist es nutzlos, seine Kraft allgemein bekanntzumachen.

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